Klimaplattform Milch
Die Klimaplattform Milch ist eine Datenbank, die gemeinsam von den niedersächsischen Molkereien ins Leben gerufen wurde. In dieser werden die Daten der CO2-Bilanzierung gesammelt und gespeichert.
Der Klimaschutz treibt neben der Politik und Gesellschaft auch jede Branche und jedes Unternehmen um. Auch in der Nahrungsmittelindustrie verpflichten sich immer mehr Unternehmen gegenüber dem Pariser Klimaabkommen. Um diese Ziele zu erreichen und lassen deshalb ihre Klimaziele über die Science Based Target Initiative (SBTi) validieren.
Da die großen Unternehmen der Lebensmittelbranche bereits Nachhaltigkeitsprogramme haben, wird nun die Molkerei gefordert Informationen zum CO2-Fußabdruck ihrer Produkte zu liefern. Es ist zu erwarten, dass die Ausweisung des CO2-Fußabdrucks zukünftig von den Handelspartnern der Molkereien als Lieferbedingung festgelegt wird. Viele der Molkereiunternehmen haben bereits, Kenntnisse über die Emissionen, die bei der Produktion von Milchprodukten entstehen. Gleichzeitig konnte im Rahmen von Pilotprojekten bereits erste Angaben zu den Emissionen auf den landwirtschaftlichen Betrieben gemacht werden. Was bislang fehlte war eine flächendeckende und repräsentative Erhebung der Treibhausgasbilanz auf den Milcherzeugerbetrieben, die nach Schätzung des Thünen Instituts für Betriebswirtschaft zwischen 60 und 85 Prozent einen Großteil des Fußabdrucks der Milch ausmacht. Um den großen Handelspartnern gegenübertreten zu können, ist es darüber hinaus wichtig, dass die Molkereien einheitliche und vergleichbare Werte liefern.


Die Klimaplattform Milch macht die Branche seit 2022 sprechfähig
und ermöglicht, dass
- viele milcherzeugende Betriebe auf einfachem Wege bilanziert werden können
- die ermittelten Werte großflächig vergleichbar sind
- Milcherzeuger immer weiter für das Thema Klimaschutz sensibilisiert werden
- mit der Messung die Grundlage geschaffen wird, die CO2-Bilanz von Milch weiter zu verbessern
Online-Tool macht Treibhausgas-Einsparungspotentiale auf Milcherzeugerebene sichtbar
Die an der Klimaplattform Milch teilnehmenden Unternehmen schalten Ihren Milcherzeugern die Klimaplattform Milch frei. Das Online-Tool kann am PC ausgefüllt werden. Das leicht zu bedienende Tool ermittelt anhand von einer detaillierten Abfrage den CO2-Fußabdruck pro Kilogramm Milch und die Milcherzeuger erhalten Kenntnis über Höhe und Zusammensetzung der Emissionen. Anhand der Ergebnisse und Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Betriebsdaten können Stellschrauben zur Minderung der Treibhausgasemissionen identifiziert werden. Die Molkerei hat die Möglichkeit diese Ergebnisse auf ihrem eigenen Server zu speichern und auszuwerten. Zusätzlich werden die Daten aller teilnehmenden Molkereien anonymisiert an die Klimaplattform Milch weitergeleitet. Somit können auch übergeordnete Auswertung, z.B. auf Landesebene, über die CO2-Bilanzen der Betriebe vorgenommen werden.
Die Klimaplattform Milch entstand initiativ aus der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) und wird derzeit mit acht nordwestdeutschen Molkereien: frischli Milchwerke GmbH, DMK Deutsches Milchkontor eG, Molkerei Ammerland eG, Friesland Campina Deutschalnd, Elsdorfer Molkerei und Feinkost GmbH, Uelzena eG, Rücker GmbH und Bio-Hofmolkerei-Dehlwes. Die Projektpartner kommen regelmäßig zusammen um die Klimaplattform zu evaluieren und weiterzuentwickeln. sind unter anderem die Anbindung an internationale Standards (z.B. die International Dairy Foundation) und die Verifizierung der angegeben Daten der Milcherzeuger.

Ein Projekt der Fokus Milch GmbH unter Schirmherrschaft der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V.

Das Erfassungstool – international anerkannt und bundesweit einheitlich
Das Erfassungstool der Klimaplattform Milch bilanziert den Treibhausgasausstoß für Milchviehbetriebe. Es basiert auf dem von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern, der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, dem Thünen-Institut und weiteren fachlichen Institutionen entwickeltem BEK-Standard 2025 (Berechnungsstandard einzelbetrieblicher Klimabilanzen). Das Tool ermittelt benutzerfreundlich, mit Eingabewerten des Milchviehbetriebs die ausgestoßenen Treibhausgasäquivalente pro kg Milch. Die Werte können vom Landwirt ohne Berater am eigenen PC beantwortet werden. Mit einfach zugänglichen Daten (beispielsweise dem Stromverbrauch, der Milchmenge pro Kuh sowie Angaben zur Fütterung) wird der CO2-Fußabdruck errechnet.
Die Ergebnisse sind für die Molkereien verwendbar für die Berichterstattung der SBTi und entsprechen den Anforderungen der International Dairy Federation.
BEK-Standard 2025:
Der Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen wurde durch elf wissenschaftliche und landwirtschaftliche Einrichtungen (u.a das Kuratorium für Technik und Bauen in der Landwirtschaft, das Thünen-Institut, die Landwirtschaftskammern) erarbeitet. Der BEK ist die Rechenmethodikgrundlage und basiert auf den aktuellsten Werten der internationalen Treibhausgasberichterstattung. Der BEK legt als deutscher Standard die zu verwendenden Emissionsfaktoren, die Quellen der Emissionen sowie Allokationsverfahren für die Bilanzierung des CO2-Fußabdrucks auf landwirtschaftlichen Betrieben fest.
Die Berechnungsgrundlagen sind für jeden nachvollziehbar beim KTBL veröffentlicht unter: https://www.ktbl.de/themen/bek
Emissionen aus Moorflächen:
Im Erfassungstool werden zusätzliche Fragen zur Bewirtschaftung von Moorflächen gestellt. Aufgrund der unzureichenden Datengrundlage, die nötig wäre um die Emissionen aus Moorflächen abzuleiten, werden diese Angaben noch nicht in die Berechnung des CO2-Fußabdruckes einbezogen.
Da die Emissionen aus Moorflächen einen Großteil des Fußabdrucks ausmachen, wird die Erhebung durchgeführt, um nachträgliche Anpassungen des Fußabdrucks machen zu können, alsbald reliable Werte für Emissionen vorliegen. Außerdem helfen die Ergebnisse für die grobe Einordnung, welche Ausmaß die Bewirtschaftung von Moorflächen für die Milchproduktion hat.
IPCC-Standard
Der BEK-Standard arbeitet mit den Werten des Assessment Reports (AR) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Dabei richtet sich der BEK-Standard immer nach dem AR, der aktuell für die nationale Treibhausgasberichterstattung vom Thünen-Institut verwendet wird. Derzeit wird mit den Werten des AR5 gerechnet. Dementsprechend wird dann exklusive der Rückkopplungseffekte mit einem Global Warming Potential von Methan mit 28 und von Lachgas mit 265 gerechnet.